Alexander von Humboldt
Über 1000 Essays hat der Naturforscher und Reiseschriftsteller in sieben Lebensjahrzehnten verfasst – ein Projektteam unter Leitung der Universität Bern hat sie erstmals zusammengetragen und die umfangreichste je publizierte Humboldt-Ausgabe herausgegeben.

Interkulturelles Wissen

Die Welt in tausend Schriften

Ein internationales Forschungsteam sammelte, edierte und kommentierte erstmals Alexander von Humboldts sämtliche Schriften – unter der Leitung von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich von der Universität Bern. Alexander von Humboldt (1769-1859) war in fast allen Disziplinen seiner Zeit wissenschaftlich tätig. Bis heute ist der Naturforscher und Reiseschriftsteller in unserer Kultur und Umwelt sehr präsent. Pflanzen, Tiere und Orte in zahlreichen Ländern tragen seinen Namen: der Humboldt-Pinguin, der Humboldtstrom oder das Humboldtgebirge. In vielen Städten gibt es eine Humboldtstrasse – auch in Bern.

Schon gewusst?

«Als Humboldt 1802 den Vulkan Chimborazo in den Anden bestieg – er galt damals als höchster Berg der Welt – gelangte er höher als jemals ein Mensch zuvor: auf rund 5’600 Meter über Meer.»

Pünktlich zum 250. Geburtstag

Zu Humboldts 250. Geburtstag erschien die Berner Ausgabe seiner «Sämtlichen Schriften». Am 2. September 2019 wurde sie im Rahmen einer Buchvernissage der Öffentlichkeit vorgestellt.

In diesen kleineren Schriften berichtet Humboldt ausführlich über seine Expeditionen. Sie leisten Beiträge zu zahlreichen Fachgebieten – von der Anthropologie über die Zoologie bis hin zur Klimawissenschaft. Humboldt erzählt darin von den Urvölkern Amerikas und den Denkmälern, die von ihnen übriggeblieben sind. Er nimmt aber auch Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Themen: zu Kolonialismus, Sklaverei, Welthandel und Judenemanzipation.

Humboldt entwarf auch wissenschaftliche Programme und Visionen für weltweite Beobachtungsstationen, multimediale Erlebnisräume und einen Panama-Kanal. Seine Schriften, die er während 70 Jahren veröffentlichte, enthalten zahlreiche Informationen über sein Leben. Und nicht zuletzt sind sie von ästhetischer Qualität.

Die Essays wurden in mehrjähriger Arbeit zusammengeführt. Die Edition, in 10 Bänden mit über 6‘800 Seiten im dtv publiziert, umfasst Veröffentlichungen in 15 Sprachen aus 1’240 Zeitungen und Journalen, die an 450 Orten in aller Welt erschienen sind. 95 Prozent dieser Texte waren seit Humboldts Tod nie wieder gedruckt worden.

Bitte keine Autogrammwünsche

Die Berner Ausgabe enthält auch Humboldts letzten Artikel, den der fast 90-Jährige kurz vor seinem Tod publizierte: Darin bittet er die Öffentlichkeit, ihn mit Gutachteranfragen zu verschonen, mit Autogrammwünschen sowie mit «Anerbietungen, mich häuslich zu pflegen, zu zerstreuen und zu erheitern». 

Alexander von Humboldt

Alexander von Humboldt

Der Kosmopolit und Naturforscher Alexander von Humboldt, 1769 geboren in Berlin, bereiste Amerika und Asien und lebte lange in Paris. Er verfasste seine Schriften auf Deutsch, Französisch und Latein, sie erschienen aber auch auf Spanisch, Englisch oder Russisch. Während sieben Jahrzehnten war er in fast allen Disziplinen seiner Zeit tätig: Archäologie, Botanik, Geologie, Kartographie, Mineralogie, Zoologie und viele mehr. Berühmt wurde Humboldt durch seine Forschungsreisen durch die spanischen Kolonien (1799-1804) und das russische Reich (1829) sowie durch sein Grosswerk «Kosmos» (1845-1804), das «die ganze Welt in einem Buch» darstellt.

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