Archäologie unter Wasser
Mit dem Exzellenzprojekt EXPLO sind Archäologinnen und Biologen den ersten Bauern Europas auf der Spur

Interkulturelles Wissen

Klimaforschung goes Steinzeit

Forschende der Universitäten Bern, Oxford und Thessaloniki untersuchen in fächerübergreifender Zusammenarbeit, wie die ersten Bauern Europas gelebt haben. Und wie sich Klima, Umwelt und Landwirtschaft in den letzten 10'000 Jahren entwickelt und gegenseitig beeinflusst haben.

 

Im Rahmen des Europäischen Exzellenzprojekts EXPLO gehen die Forschenden verschiedenen Seen in Griechenland und dem südlichen Balkan auf den Grund und erforschen versunkene prähistorische Siedlungen. Diese gelten als Wiege der europäischen Landwirtschaft. Vor mehr als 8'000 Jahren gelangten landwirtschaftliche Techniken aus dem Westen Asiens hierher. Die Seen sind daher ein einzigartiges Archiv der europäischen Kultur- und Umweltgeschichte.

Um die prähistorischen Siedlungen zu untersuchen, kombiniert das Forschungsvorhaben erstmals Unterwasserarchäologie mit Methoden der Ökologie, Biologie und Klimawissenschaft. In den Seen und ihren Uferzonen haben sich tausende von Baustrukturen aus Holz erhalten. Diese Hölzer dienen als Grundlage für die Dendrochronologie, einer Methode, die sich Jahrringkalender von Eichen und Nadelhölzern zu Nutze macht. Sie erlaubt hochpräzise Datierungen. Die Analyse von Seesedimenten soll zeigen, wie sich die Landnutzung, aber auch die klimatischen Bedingungen in dieser Region im Lauf der Zeit verändert haben.

Wussten Sie, dass?

«Die Seen im südlichen Balkan sind ein einzigartiges Archiv der europäischen Kultur- und Umweltgeschichte.»

EXPLO geht auf die Initiative zweier Berner Professoren zurück

Albert Hafner, Professor für Prähistorische Archäologie, hat zusammen mit dem Paläoökologen Willy Tinner, auch er Professor an der Universität Bern, das Forschungsprojekt  initiiert. «Das Rückgrat des Projekts», sagt Hafner, «ist die hochpräzise Datierung von Pfählen, um die Fundstellen in eine Chronologie zu bringen.» Mit dieser Chronologie werden wertvolle wissenschaftliche Fakten geschaffen.

Europäisches Exzellenzprojekt

EXPLO (kurz für Exploring the dynamics and causes of prehistoric land use change in the cradle of European farming) wird von der EU mit 6,4 Millionen Euro unterstützt und ist eines von zwei Dutzend Projekten, denen 2018 ein sogenannter «ERC Synergy Grant» für interdisziplinäre Zusammenarbeit zugesprochen wurde – und eines der ganz wenigen geisteswissenschaftlichen. Die Synergy Grants stellen die höchste Stufe der Exzellenzförderung der Europäischen Kommission dar und sind unter Forschenden heiss begehrt. Weniger als 5 Prozent der eingereichten Anträge werden bewilligt.

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