«Bern im All»: Mission geglückt
Dr. Thomas Zurbuchen

«Ich werde die Begeisterung in den Augen der Kinder auf dem Bundesplatz nie vergessen. So fühlt sich eine engagierte Universität an. Exzellent und relevant!»

Materie und Universum

Die perfekte Berner Story

Es war ein Wissenschaftsfest für alle: «Bern im All» begeisterte bei hochsommerlichen Temperaturen mit Anlässen auf dem Bundesplatz, im Kursaal, an der Uni Bern und bei rund 20 Partnerorganisationen. Und auch die grossen Raumfahrtagenturen NASA und ESA feierten mit.

 

Die Mission ist geglückt: «Bern im All» sollte ein Wissenschaftsfest nicht nur für die Fachwelt, sondern in erster Linie für die Bevölkerung werden. Als Rahmenprogramm zu den eigentlichen Jubiläumsfeierlichkeiten setzten sich zudem 20 kulturelle Partnerorganisationen der Stadt Bern – von Juni bis Oktober – mittels Ausstellungen, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen ganz unterschiedlich mit dem Thema Mondlandung und Weltraumforschung auseinander und beteiligten sich somit an Aktivitäten der Universität Bern. «Es macht mich stolz, dass es uns gelungen ist, die Berner Bevölkerung und viele Institutionen in Bern für das 50-jährige Jubiläum der Mondlandung und die Berner Weltraumforschung zu begeistern», sagt Christoph Pappa, Generalsekretär der Universität Bern und Gesamtprojektverantwortlicher für «Bern im All».

Die Elite der Weltraumforschung in Bern

Am 21. Juli 1969 steckte Astronaut Buzz Aldrin noch vor der amerikanischen Flagge das Sonnenwindsegel der Universität Bern in den Boden des Mondes. Grund genug also, dass die Universität Bern das 50-Jahr-Jubiläum der Mondlandung und ihre Errungenschaften in der Weltraumforschung gebührend mit der Bevölkerung feierte.

Die Mission «Bern im All» startete am Freitagmorgen, 28. Juni mit einem hochkarätig besetzten und sehr gut besuchten Symposium. Fragen zu den nächsten ESA- und NASA-Missionen konnte das Publikum Günther Hasinger (Wissenschaftsdirektor der ESA) und Thomas Zurbuchen (Wissenschaftsdirektor der NASA) stellen. Vorträge hielten zudem Xavier Barcons (Generaldirektor der ESO), Ewine van Dishoeck (Präsidentin der IAU), Pascale Ehrenfreund (Vorstandsvorsitzende des DLR), Eckhard Elsen (Forschungsdirektor am CERN) und der Nobelpreisträger Brian Schmidt.

Die Rakete hebt ab

Der Raketenkubus auf dem Bundesplatz wurde am Freitagabend in Anwesenheit von US-Botschafter Edward T. McMullen eingeweiht. Im Zentrum stand die historische Bedeutung der Berner Beteiligung an der Mondlandung: Rektor Christian Leumann betonte, wie wichtig auch bei grossen wissenschaftlichen Errungenschaften der Dialog der Wissenschaft mit der Bevölkerung sei, Stadtpräsident Alec von Graffenried sang spontan «Fly me to the moon» und sprach von der «perfekten Berner Story». US-Botschafter McMullen bestätigte, dass es in den USA tatsächlich etwas bedeute, dass das Sonnenwindsegel noch vor der amerikanischen Flagge entrollt worden sei – dies sei nur möglich gewesen dank des grossen wissenschaftlichen Commitments der Berner. Und Grossratspräsident Hannes Zaugg schlug angesichts der grossen Leistungen der Universität Bern vor, diese in «Universumität» umzubenennen.

Betrat man den Kubus, wähnte man sich im Innern eines Raumschiffs, das an den Meilensteinen der Berner Weltraumforschung vorbeisauste – vorbei am Mond und am Berner Sonnenwindsegel, am Mars und an weiteren Planeten. Thematisiert wurden auch die grossen Fragen: Woher kommen wir? Wo liegt der Ursprung des Lebens? Fragen, die alle Weltraumforscherinnen und Weltraumforscher antreiben.

Marius Bear und Yokko lieferten dann vor dem Bundeshaus den passenden Sound und sorgten für Festivalatmosphäre.

Wussten Sie, dass?

«Das Solarwind Composition Experiment (SWC), das einzige nicht amerikanische Experiment an Bord von Apollo 11, wurde von Prof. Dr. Johannes Geiss und seinem Team am Physikalischen Institut der Universität Bern geplant und ausgewertet und war ein erster grosser Höhepunkt in der Geschichte der Berner Weltraumforschung.»

Der Weltraum ganz nah

Während auf der Grossen Schanze Kinder Raketen bastelten und diese in den Himmel schossen, traf sich die Prominenz am Samstagnachmittag im Kursaal, der ganz im Zeichen der Weltraumnation Schweiz stand: Die Schweiz war schliesslich 1975 eines der 10 Gründungsmitglieder der ESA und ist seit 50 Jahren eine der weltweit aktivsten Nationen in der Raumfahrt.

Es wurden spannende Einblicke geboten in die Welt von Forschungsinstitutionen und Unternehmen, die Weltraumgeschichte geschrieben haben und weiterhin schreiben. Thema waren natürlich auch aktuelle und kommende Weltraum-Missionen, an denen die Uni Bern beteiligt ist.

Am Abend luden Astronomen das Publikum auf der Grossen Schanze dazu ein, mit Profiteleskopen den Nachthimmel zu beobachten und Experimentiershows zu bestaunen.

Trotz sengender Hitze waren am Sonntagmorgen dann bereits wieder zahlreiche Weltraumfans auf dem Bundesplatz anzutreffen, die den «Space Talks» lauschten. Vor der eindrücklichen Kulisse des Bundeshauses gab es im Weltraumdorf den ganzen Tag Experimente zu bestaunen, und die Weltraumforschenden der Uni Bern gaben bereitwillig Auskunft über ihre Forschungsprojekte und darüber, was sie dereinst im Weltall zu entdecken hoffen. Viele Kids und Teens liessen sich für die Experimente auf dem Bundesplatz begeistern: MINT-Förderung vom Feinsten also. Zum Abschluss spielten Traktorkestar trotz der Hitze lautstark und dem üblichen Schwung auf, wobei auf der Bühne auch mal Sonnenschirme etwas Schatten spenden mussten.

Gefragt nach seinem Fazit zum Wissenschaftsfest «Bern im All», sagte Rektor Christian Leumann: «Alle unsere Erwartungen wurden übertroffen».

Berner Weltraumforschung

Seit der ersten Mondlandung an der Weltspitze

Die Berner Weltraumforschung ist seit dem Sonnenwindsegel-Experiment auf dem Mond an der Weltspitze mit dabei. In Zahlen ergibt dies eine stattliche Bilanz: 25mal flogen Instrumente mit Raketen in die obere Atmosphäre und Ionosphäre (1967-1993), 9mal auf Ballonflügen in die Stratosphäre (1991-2008), über 30 Instrumente flogen auf Raumsonden mit, und mit CHEOPS teilt die Universität Bern die Verantwortung mit der ESA für eine ganze Mission.

Die erfolgreiche Arbeit der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP) des Physikalischen Instituts der Universität Bern wurde durch die Gründung eines universitären Kompetenzzentrums, dem Center for Space and Habitability (CSH), gestärkt. Der Schweizer Nationalsfonds sprach der Universität Bern zudem den Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) PlanetS zu, den sie gemeinsam mit der Universität Genf leitet.

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